Windkraft und Golfplatz – Themen im Ortschaftsrat September 2023
Stadtverwaltung rückt von ursprünglichen Windplänen deutlich ab
In Baden-Württemberg sind 1,8 % der Landesfläche für Windenergienutzung auszuweisen. Die Stadtverwaltung Bruchsal hatte über 12 % der Gemarkungsfläche im Wald bei Heidelsheim und Obergrombach als geeignet gefunden und vorgeschlagen. Der zuständige Regionalverband hatte diese und weitere Flächen in seine Suchkarte aufgenommen, somit 13,6 % der Bruchsaler Gesamtgemarkung.
Nachdem besonders die Ortschaftsräte in Heidelsheim und Obergrombach mit diesen Planungen nicht einverstanden waren, hat die Stadt nun nach intensiven Gesprächen dem hiesigen Rat ein neues Konzept vorgelegt. Darin schlägt die Verwaltung dem Regionalverband nach erneuter Prüfung der örtlichen Verhältnisse die Reduzierung der Bruchsaler Suchflächen von bisher 13,6 auf nur noch 5,2 % der Gemarkungsfläche vor.
Gleichwohl hält das Planungsamt auf den verbleibenden Flächen den Bau von jetzt 12 statt ursprünglich 11 Windrädern für möglich. Die Standorte sollen die Stadtteile nicht mehr weiträumig umzingeln sondern an zwei Stellen konzentriert, weiter von den Orten entfernt und mit den Nachbarkommunen abgestimmt errichtet werden.
Auf Standorte im städtischen Wald soll aus finanziellen Erwägungen aber nicht verzichtet werden, doch wären drei Anlagen außerhalb des Waldes auf privaten Flächen möglich. Die verbliebenen Suchgebiete sind auf Heidelsheimer Gemarkung die östliche Waldfläche zwischen Schnellbahn und Gemarkungsgrenze zu Kraichtal sowie die Flächen Rist, Oberer Geckelter (Wald) und Spiegelberg am Oberen Ende der Geckelter Hohle im Norden.
Für die CDU äußerte sich Sigrid Gerdau erleichtert. Sie hält Standorte im Wald nach wie vor für schlecht, begrüßte aber, dass die Verwaltung auf die örtliche Situation und auf die Argumente von Ortsvorsteher und Ortschaftsrat eingegangen sei.
Martina Füg dankte namens der SPD dem Stadtplanungsamt für die bisherigen Bemühungen, insbesondere für die erhebliche Verminderung der ursprünglich geplanten Suchräume.
Als FDP-Vertreter merkte Thomas Lichtner an, wirklich effizient seien Windräder nur im Meer. Weil der Strom von dort nicht nach Süden komme, müssten auch hier Anlagen errichtet werden. Er empfahl Windräder aus Kostengründen dort zu bauen, wo die Wege zu vorhandenen Stromleitungen kurz seien.
In der Erwartung, dass die neuesten Vorschläge Eingang in den neuen Regionalplan finden, stimmte der Ortschaftsrat diesen einmütig zu.
Bebauungsplan zur Umgestaltung des Golfplatzes in der Diskussion
Die Beratungen des Ortschaftsrats über die vom Golfclub Bruchsal beantragte Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das bestehende Vereinsgelände im Langental gestaltete sich schwierig.
Dort will der Verein auf zwei Bauabschnitte verteilt Änderungen vornehmen. Spielbahnen sollen verlegt bzw. verlängert, veraltete Technik erneuert, die Sicherheit für Nutzer und Passanten erhöht, weitere Übungsanlagen geschaffen werden.
Dazu halten die Planer Veränderungen in der Oberflächengestalt der Anlage und umfangreiche Auffüllungen erforderlich. Diese sollen ca. 300.000 cbm Erdaushub umfassen, der über mehrere Jahre in verschiedenen Bereichen eingebaut werden soll, an einer Stelle, dem Verbindungsweg zwischen Langental und Weitenberg, bis zu 165.000 cbm, was zu einer Geländeerhöhung gegenüber dem bisherigen Niveau von bis zu 11 Metern führen würde.
Weil es sich erst um die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens handelt, bei dem viele Sachfragen erst später auftreten bzw. geklärt werden können, blieben viele Fragen offen. So konnte Charlotte Klingmüller vom Stadtplanungsamt noch nicht sagen, auf welchen Wegen das Aushubmaterial ins Gebiet transportiert und wie deren Unbedenklichkeit vor dem Einbau gesichert werden soll.
Dr. Klaus Herrmanns (CDU) bewertete die Arbeit des Vereins in der Vergangenheit und seine Bedeutung für die Stadt positiv. Das vorgesehene Konzept hielt er für schlüssig und ging davon aus, dass alle Einzelheiten im Verfahren geklärt werden und erst danach der Plan Rechtskraft erlangt.
Martina Füg sprach seitens der SPD die Erdanlieferung durch voraussichtlich 16 LKW am Tag über 3 Jahre an und fragte nach den vorgesehenen Wegen und den dadurch entstehenden Belastungen. Ihr Parteikollege Michael Schlindwein sah das Projekt hauptsächlich monetär begründet, weil ja der Spielbetrieb während der Bauzeit weitergehen soll.
Als Sprecher der FDP befürchtete Thomas Lichtner, dass aus den Auffüllungen problematische Stoffe ausgewaschen und ins Grundwasser eingetragen werden. Auch sah er kritisch, dass an einer Stelle Obstbäume gefällt werden. Für die größte Auffüllung sah er aus sportlicher Sicht keine Notwendigkeit. Die Fläche liegt auf Heidelsheimer Gemarkung.
Nach einer Unterbrechung der Sitzung einigte sich der Ortschaftsrat auf Vorschlag von Ortsvorsteher Uwe Freidinger auf die Zustimmung, allerdings unter der Bedingung, dass die Auffüllung auf Teilfläche zehn auf eine Höhe von 5 m und ein Volumen von 75.000 cbm halbiert wird.
Stadt- und Ortschaftsrätin Sigrid Gerdau kritisierte eingangs der Sitzung den schlechten Pflegezustand öffentlicher Grünflächen am Ort. Der Ortsvorsteher führte dies auf eine veränderte „Philosophie“ der Stadtverwaltung sowie auf Personalmangel beim Bauhof zurück.
Abschließend machte er Ortschaftsrat und Öffentlichkeit auf den Seniorennachmittag der Stadt in der ehemaligen Reithalle am 1. Oktober aufmerksam und lud dazu ein.