Vorrangflächen für Windenergie reduzieren
Der Ausbau der Windenergie bestimmte die Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats. Die Karte des Verbands weist 3,3 % der Region als Vorranggebiet für die Windenergie aus, auf Gemarkung Bruchsal dagegen überdurchschnittliche 9,4 %.
Ebenso wie die CDU-Fraktion im Heidelsheimer Ortschaftsrat in ihrer Stellungnahme hält die Stadtverwaltung diese Flächenausweisung für weit überzogen und fordert nicht nur deren Reduzierung auf der eigenen, sondern auch auf angrenzenden Gemarkungen.
Ortsvorsteher Uwe Freidinger konnte dazu Charlotte Klingmüller begrüßen, die bei der Stadt Bruchsal für die Bauleitplanung verantwortlich ist.
Diese erläuterte die Stellungnahme der Stadt zu den Planungen des Regionalverbands, die dieser am 24.1.2024 beschlossen hatte. Die Verwaltung äußert die Bereitschaft, 3,9 % der Gemarkungsfläche für Windenergie bereitzustellen.
Sie stützt sich dabei auf einen Kompromiss, der mit den Ortsvorstehern und Ortschaftsräten der besonders betroffenen Stadtteile Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach erzielt worden war. Danach konzentrieren sich die Heidelsheim betreffenden Flächen für mögliche Windenergieanlagen östlich der Schnellbahn und in den nordöstlichen Gewannen Geckelter und Spiegelberg sowie auf Bruchsaler Gemarkung.
Die Stadtverwaltung stützt ihr Verlangen nach weniger Vorrangflächen auf Kriterien, die von den Planern des Regionalverbands selbst als wichtig angesehen werden. Dabei geht es, einzelne Räume vor Überlastung zu schützen. Auch soll es nicht zur Umfassung eines Ortes kommen. Nicht zuletzt soll eine Riegelbildung vermieden werden, wenn zwei Gemeinden beiderseits ihrer gemeinsamen Gemarkungsgrenze jeweils auf ihrer Fläche Windräder bauen lassen.
Charlotte Klingmüller verwies auf Gerichtsurteile, wonach es für Bewohner eines Ortes zumutbar ist, wenn am Horizont in einem Sichtwinkel von 120 Grad sich mehrere Windräder drehen, und das in einem Abstand von 2,5 bis 3,0 km vom Ort. Die Umsetzung der vorliegenden Planung des Regionalverbands würde bei Heidelsheim zu optischen Beeinträchtigungen bis auf 190 Grad ermöglichen. Die von der Stadt jetzt geforderte Lösung würde das durch WEA gestörte Sichtfeld im Nord-Osten auf 100 Grad begrenzen.
Der Ortschaftsrat stimmte der Stellungnahme der Stadt Bruchsal auf der Basis des gefundenen Kompromisses zu.
Weil die Vorranggebiete sich über Gemarkungsgrenzen erstrecken, will die Stadt sich mit Nachbarn abstimmen. So sollen Vereinbarungen mit ForstBW, der Staatswald auf Kraichtaler Gemarkung besitzt, sowie mit der Gemeinde Gondelsheim getroffen werden. Auch mit privaten Eigentümern auf Bruchsaler Gemarkung soll gesprochen werden.
Damit soll ein abgestimmtes Vorgehen, evtl. eine gemeinsame Ausschreibung und Vergabe und eine sinnvolle Steuerung erreicht werden. Marcel Plitt vom Stadtplanungsamt erläuterte die Vorstellungen der Stadt für das weitere Vorgehen. In einem ersten Schritt sollen jetzt die von der Stadt akzeptierten Vorrangflächen für den Bau von WEA reserviert und alle anderen Flächen ausgeschlossen werden.
Anfragen und Anträge zur Windenergie und zur Nahversorgung
In der Debatte erinnerte Ortschaftsrat Dr. Klaus Herrmanns daran, dass das Gremium maßgeblich zum Umdenken und Umplanen der Stadtverwaltung beigetragen hatte. Thomas Lichtner verwies darauf, dass die Regionalversammlung entscheide und somit noch alles offen sei.
Steffen Maisch wollte wissen, ob auch Bürger sich an Bau und Betrieb der WEA beteiligen könnten, was der Vertreter der Stadt grundsätzlich bestätigte.
Aus der Zuhörerschaft kam die Forderung, Heidelsheim nicht durch Planungen auf Kraichtaler und Neibsheimer Gemarkung zusätzlich zu belasten und dazu Gespräche mit den Nachbarkommunen zu führen.
Wieso ein Vorranggebiet von immerhin 37 ha bei Büchenau von der Verwaltung abgelehnt wird begründete Marcel Plitt von der Stadtplanung mit der geringen Fläche und der Möglichkeit, dass dort die geplante Gütertrasse der Bahn verlaufen könnte.
Eine Bürgerin gab zu bedenken, dass die Rotoren der WEA dauerhaft Umweltgifte abgeben, was bestätigt wurde. Doch gebe es bei allen technischen Neuerungen auch Nachteile, allerdings würden die Vorteile überwiegen. Auch werde den Investoren vertraglich auferlegt, nach Einstellung des Betriebs alle Bauteile vollständig und fachgerecht zu entsorgen.
Einzelhandel in Heidelsheim
Nach erfolgter Schließung des real beantragte Sigrid Gerdau namens der CDU, die Stadtbuslinie in Helmsheim durch das Gewerbegebiet zu führen, damit die nicht motorisierten Heidelsheimer die dortigen Geschäfte erreichen könnten. Ortsvorsteher Uwe Freidinger verwies auf Gespräche, eine ehrenamtliche Einkaufshilfe zu organisieren.
Versuche, für eine im Ort vorhandene Räumlichkeit vorübergehend einen Betreiber für eine Ladengeschäft zu finden, seien bisher gescheitert.
Jörg Becker erneuerte seine Forderung, die Stadtverwaltung möge umgehend im Ortschaftsrat und der Öffentlichkeit erklären, wie und wann die riesige Lücke in der Nahversorgung geschlossen werden solle.
Ehrung mehrfacher Blutspender
Ortsvorsteher Uwe Freidinger dankte den zur Ehrung anstehenden Blutspendern und sprach ihnen Respekt und Anerkennung aus. Wer gebe ohne zu nehmen, sei ein Vorbild in unserer doch stark vom Egoismus geprägten Gesellschaft, merkte er an.
Er überreichte jedem ein Präsent der Stadt und dankte auch dem hiesigen DRK-Ortsverband, dessen Vorsitzender Hans-Jürgen Mauritz den Anwesenden Urkunden und Ehrennadeln des Blutspendedienstes überreichte.