Aus dem Ortschaftsrat: November 2024

Von Starkregen und Saalbachhochwasser gleichzeitig überflutet

Oliver Krempel, Leiter des Stadtbauamts, und Mitarbeiter Leif Pötzsch gaben im Ortschaftsrat einen Sachstandsbericht zu den Überschwemmungen und wie das künftig weitestgehend ausgeschlossen werden soll. Am 13.8.24 sind bei uns in zwei Stunden bis zu 115 Liter/qm Regen gefallen.

Die Wassermassen aus der Flur konnten von der Kanalisation nicht aufgenommen werden und wälzten sich durch den Ort. Die Saalbach sprang am Pegel Bruchsal um Mitternacht von ca. 28 cm auf 2,10 m. Das entsprach ca. 48 cbm/sec. Wasser und einem Hochwasser, das bisher statistisch nur einmal in 100 Jahren vorkommt. Am tiefsten Punkt, in der Wettgasse, stand das Wasser bis zu 150 cm hoch. Die dadurch entstandenen Schäden an Mobiliar und Gebäuden sind bekannt.

Allein 60 Mitarbeiter des städtischen Bauhofs leisteten anschließend 8.500 Arbeitsstunden, entsorgten auf Kosten der Stadt aus Heidelsheim und Helmsheim 4.300 cbm Sperrmüll und entfernten 3.000 cbm. Schlamm. Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, THW, DLRG und DRK waren in der Nacht und danach im Einsatz und unterstützten die Betroffenen so gut wie möglich.

Hätte man das Unglück vermeiden können? Starkregen und Hochwasser im Saalbach sind natürliche Ereignisse, es gibt Prognosen, dass sie künftig öfter vorkommen. Seit Jahren arbeitet die Stadt an der Umsetzung des Hochwasserschutzes am Saalbach. Der kann z.Zt. max. ein ca. 20jährliches Ereignis verkraften.

Deshalb sind lokale Maßnahmen wie Dämme, Mauern sowie größere Durchlässe bei den Brücken in Planung. Die Brücke in der Judengasse ist gebaut, die Fußwegbrücke zur Mittleren Mühle soll jetzt folgen, ebenso die Hofferichbrücke.

Offen ist, was mit dem größten Abflusshindernis, der Brücke in der Merianstraße, geschieht. Fehlendes Einvernehmen mit Anliegern des Saalbach zwangen die Stadt, ein rechtliches Verfahren einzuleiten, was zu langen Verzögerungen führte, die bis 2026 dauern können. Ab diesem Jahr soll mit dem Hochwasserrückhaltebecken oberhalb Helmsheim begonnen werden, das bis zu 380.000 cbm Wasser speichern kann. Im Saalbach sollen dann bei Heidelsheim statt 43 cbm/sec. nur noch 32 cbm/sec. fließen, die nach Bau der lokalen Maßnahmen für Heidelsheim verkraftbar scheinen.

Die Planungen gegen Überflutung aus der Feldflur laufen bereits seit 2022. Sie liegen jetzt für Heidelsheim vor und beinhalten eine Vielzahl von Maßnahmen, die z.T. viel Geld und Zeit kosten. Deshalb will die Verwaltung schnell einfach umzusetzende und wirksame Maßnahmen einleiten wie Abtragen von Banketten zwischen Feldweg und Graben, Einbau weiterer Querrinnen zur Ableitung des Wassers in Gräben und Kanäle, deutlich vergrößerte Räume und Rechen vor Einläufen in Rohre, Maßnahmen zur Verminderung von Erosion und Gespräche mit Landwirten, z.B. über Rückhalteräume.

Zur Schadensminderung verwiesen die Fachleute auf die Pflicht zur Eigenvorsorge der Bürger sowie die Möglichkeit, sich beim Frühwarnsystem anzumelden, um digital gewarnt zu werden.

In Fortsetzung des Berichts zum Hochwasser werden hier Beiträge von Zuhörern wiedergegeben, so der Vorschlag, Starkregen aus der Flur westlich der B 35 durch mobile Elemente bei den Unterführungen Sennig und Martinstraße zurückzuhalten.

Die Tatsache, dass das Kanalnetz nicht für Starkregenereignisse dimensioniert ist zeigte sich, als das Wasser, z.B. in der Judengasse, aus den Kanalschächten hochsprudelte. Daraus schloss ein Zuhörer, dass das Regenwasser in der Flur zurückgehalten werden sollte. Dies wäre durch Gespräche mit den Landwirten, durch Verknüpfung von Hochwasserschutz und Biotopverbund zu erreichen.

Da erneut das Ausbleiben der Sirenenalarmierung kritisiert wurde, begründete dies Oliver Bienek, Leiter des Ordnungamts, mit der Befürchtung, dass so alle Bürger, ohne den Grund zu wissen, nur verunsichert  worden wären.

Vertreter der Stadtverwaltung haben mehrfach auf bestehende Frühwarnsysteme hingewiesen, die offenbar bei den Betroffenen nicht bekannt waren und nicht genutzt wurden. Auf der Webseite der Stadt wird man bei der Sucheingabe „Hochwasser“ auf das Hochwasserportal des Landes verwiesen, wo mehrere Links zu einschlägigen Informationsseiten führen, so zur App „Meine Pegel“, zur Hochwasserzentrale Baden-Württemberg, zum länderübergreifenden Hochwasser-Portal und schließlich zur Seite des Deutschen Wetterdienstes mit aktuellen Wetterwarnungen. Dort finden sich auch Hinweise, wie Gefährdete sich schützen können.

Stadtkämmerer Steffen Golka erläuterte den Haushaltsentwurf der Stadt für 2025 und die folgenden Jahre. Er verwies auf inzwischen schlechtere Rahmenbedingungen und auf die ausstehende Beschlussfassung im Gemeinderat. Er vermied konkrete Aussagen zum Wunschkatalog des Ortschaftsrats.

Wichtige Posten bei den Erträgen sind die Gewerbesteuer, Anteile aus der Einkommenssteuer und Zuweisungen des Landes. Die Grundsteuer werde als Gesamtsumme unverändert geplant, individuell könne sie aber steigen. Die Einnahmen hängen stark von der Wirtschaftsentwicklung ab und so hofft Golka, dass diese sich nicht verschlechtert.

Beim Aufwand sind die Personalkosten mit über 44 Mio. der  größte Posten, gegenüber 2010 eine Verdoppelung. Die Zuschüsse der Stadt für die Kinderbetreuung steigen weiter auf jetzt 16 Mio. An das Land werden 18,4 Mio, an den Landkreis eine deutlich erhöhte Kreisumlage bezahlt.

In den folgenden Jahren zeichnen sich in der Ergebnisrechnung erhebliche Fehlbeträge ab, was nur durch verminderte Leistungen der Stadt oder höhere Abgaben ausgeglichen werden könne, so Steffen Golka. Hohe Bauinvestitionen, 2025 und 2026 jeweils mit 25 Mio geplant, lassen einen Anstieg der Verschuldung von jetzt 24 auf 85 Mio im Jahr 2029 befürchten. Vermutlich lassen sich die Maßnahmen aber so schnell gar nicht umsetzen. (goe)

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